Nur noch im Gehen essen!

Seit Anfang des Monats ist das Hinsetzen beim Essen oder Trinken an historischen Plätzen in der römischen Altstadt verboten. Für den, der das nicht weiß oder es trotzdem tut, kann es sogar richtig teuer werden. Über eine absurde Verordnung.

 

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Wer vor dem Kolosseum, dem Pantheon oder an der Fontana di Trevi sitzend seine Hand-Pizza oder sein selbstgeschmiertes Vesper verzehrt, der muss seit Neuestem mit einem Bußgeld zwischen 25 und 500 Euro rechnen.

Die Begründung: Brötchen-Brösel könnten herunterfallen, Flüßigkeit verschüttet werden. Diese Maßnahme sei zum Schutz des historischen, künstlerischen, architektonischen und kulturellen Erbes der römischen Altstadt gedacht, so heißt es in der Verlautbarung, über die sich viele Römer ärgen. Es sei verboten, ein Lager zu errichten und anzuhalten um Essen oder Trinken zu konsumieren.

Im Gehen zu essen ist übrigens weiterhin erlaubt.

Die Verordnung trifft nicht nur Touristen sondern auch Einheimische, die sich in ihrer Mittagspause auf eine Bank setzen und ihr Brötchen essen wollen. Es wird gemunkelt, dass geschäftliche Interessen der wahre Grund für das neue Verbot sein sollen. Denn sollte es wirklich um den Müll gehen, könnten sich die römischen Ordnungshüter auch die Leute vornehmen, die ihre Rest einfach überall liegen lassen.

Denn eines stimmt: Wer abends zwischen 23 und 24 Uhr an der Fontana di Trevi sitzt, kann die Putzkolonnen erleben, die die Stufen von Plastikbechern, Plastikflaschen, achtlos weggeworfenen Servietten und sonstigem Müll befreien.

Während die Touristenmassen oberhalb des Brunnens von einer energischen Polizistin in Schach gehalten werden, kehren die Müllmänner nächtens mächtige Müll-Berge zusammen.

Viele Touristen „vergessen“ schon mal ihr Häufchen und haben nur noch die nächste Sehenswürdigkeit im Sinn – und wie eine Studie beweist: Wo schon Müll ist, wirft’s sich leichter noch Müll dazu. Aber deswegen gleich in der ganzen Innenstadt das Essen und Trinken auf den schönen Plätzen zu verbieten?? Für viele Römer einfach nur absurd – und sie wehren sich.

Flashmob

Am Samstag, 6.10.2012, gab es einen Flashmob auf der Treppe, die zum Kapitolshügel führt. Eine Gruppe von Leuten hatte sich dort niedergelassen, um mitgebrachte Brote zu verzehren und damit gegen die Verordnung zu protestieren. Sofort kamen die Vigili und verteilen Strafzettel.

Für eine junge Dame, die 50 Euro bezahlen musste, sammelten die solidarischen Passanten Geld.

Zum Video (italienisch)

Info

Zur Verordnung Disposizioni urgenti per garantire la tutela delle aree di pregio del centro storico auf der Seite der Stadt Rom. (italienisch)

 

 


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