Der letzte Sommer in der Stadt

Für alle Menschen mit Rom-Sehnsucht kommt heute mein Buchtipp „Mein letzter Sommer in der Stadt“ von Gianfranco Calligarich. Calligarich hat den Roman bereits vor 50 Jahren geschrieben, er war lange vergriffen und wurde erst jetzt in zahlreiche Sprache, auch ins Deutsche, übersetzt. Protagonist ist Leo, ein junger Mailänder, der nach Rom kommt und sofort spürt: Das ist meine Stadt.

In jeder Zeile ist man beim Lesen in Rom. Calligarich nimmt die Leser*innen mit auf die Piazza del Popolo, die Piazza Navona, den Monte Mario, in die Via Frattina, auf einen Tee ins Babington´s und nach Ostia ans Meer. Klischeehaft wird es dabei nie. Und das ist vermutlich der Grund, warum mir der Roman so gut gefällt.

Calligarich malt mit seinen Worten großartige Bilder. Es ist allerdings keine fröhliche Geschichte, die in Roms gehobener Gesellschaft spielt. Und trotzdem oder gerade deswegen verführt das Buch zum Weiterlesen.

Damit ich nicht zu schnell wieder weg musste aus Rom habe ich das Buch wohldosiert genossen. Ich habe die herausströmende römische Luft geatmet und bin mit Leo um die Häuser gezogen.

Beim Lesen habe ich immer wieder vergessen, dass Calligarich das Buch schon vor langer Zeit geschrieben hat. Manchmal war ich direkt verwirrt, weil ich mich fragte, wieso Autos auf der Piazza del Popolo parken oder Journalisten ihre Interviews auf Wachsplatten aufzeichnen – bis ich mich wieder daran erinnerte, dass das Buch in den 70er Jahren spielt. In einer Zeit vor Mobiltelefonen, Computern und autofreien Plätzen.

Soviel sei verraten: Es geht nicht gut aus mit Leo, der Liebe, den Menschen, die sich selbst im Weg stehen. Aber es ist sehr besonders, mit ihm und „der Clique“ durch die Stadt zu streifen und sie mit seinen Augen zu sehen, den heißen, römischen Sommer zu spüren und immer mal wieder „die Segel zu streichen“.

Die Sehnsucht nach Rom schwindet beim Lesen nicht, im Gegenteil. Die Sehnsucht ist groß. Und schon jetzt, beim Schreiben dieser Sätze wird mir klar: Ich muss sehr bald wieder hin. Ich möchte endlich wieder das Rauschen des Trevibrunnens hören, das Schreien der Möwen über der Stadt und das Klappern der Tassen in einer Bar. Rom mit seinen Ecken und Kanten erleben, Rom die Stadt, die dich mit Liebe überschütten und die dich aber auch auf Distanz halten kann.

Rom muss man erobern, jeden Tag aufs Neue und sich tragen lassen von einem Lebensgefühl, dass es eben nur in Rom gibt.

Werbung ohne Auftrag und Gegenleistung

Foto: Silvia


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