Bis gestern abend wußte ich nichts über die eritreische Küche. Dann nahm uns Federico in sein Lieblingsrestaurant „Massawa“ mit. Und dort aßen wir in eritreischer Tradition – gemeinsam von einer Platte mit den Händen.
Wer die eritreische Küche kennt oder kennenlernen möchte, ist im Massawa, in der Nähe der Stazione Termini, nahe an Eritrea dran. Denn man kann hier nicht nur eritreisch essen, das Restaurant sieht auch aus wie ein typisch eritreischer Salon: Bunte Tücher über den Sitzgelegenheiten, kleine Tischchen, die neben den Stühlen stehen. Die kleinen Tischchen sind nicht für die Handtaschen gedacht, sondern für die Getränke. Kommt nämlich die riesige Platte mit Hühnchen, Rind, Linsen, Kartoffeln, Karotten, Erbsenmus … reicht der Platz auf dem Tisch nur noch dafür aus.
Fleisch und Gemüse sind auf „Injera“ angerichtet, einem luftigen, schwammartigen Fladenbrot aus Sauerteig und Teffmehl. Das Brot reißt man (nur!) mit der rechten Hand ab und legt es über die gewünschte Einlage, nimmt diese auf und führt den Fladen zum Mund.
Wichtig ist, dass man das Brot so in den Mund schiebt, dass die Finger den Mund nicht berühren – es essen ja alle vom gleichen Teller und da muss es hygienisch zugehen. Es bedarf etwas Übung den Fladen ohne Mund-Fingerkontakt hineinzuschieben, genauso den Fladen nur mit einer Hand abzureißen, aber dann klappt es erstaunlich gut. Und schmeckt erstaunlich gut. Das Fleisch soll sehr scharf sein (das kann eine Vegetarierin nicht beurteilen), das Gemüse hingegen ist erträglich scharf und sehr wohlschmeckend. Alles ist gewürzt mit berbere, einer Gewürzmischung, die vor allem in der äthiopischen und eritreischen Küche verwendet wird.
Federico kommt seit über 18 Jahren ins „Massawa“, genauso lange kennt er Waldou, den Besitzer, und auch dessen Familie. Auch Waldous Cousin hat er schon in Eritrea besucht. Und warum kommt Federico hier immer wieder her? „Im Massawa fühle ich mich zu Hause, Waldou ist für mich wie ein Bruder“. Und natürlich wegen des guten Essens.
Dass Eritrea eine italienische Kolonie war, merkt man heute noch an verschiedenen Worten, die in die Sprache eingeflossen sind: Machiná für Auto, finestrá für Fenster, casá für Haus und spriss für die Zubereitung eines Gerichts auf die schnelle Art: Das kommt von Espresso.
Zum Nachtisch erhält jeder eine Tasse mit Zimtwasser, in das wir ganz kurz einen Beutel Schwarztee hängen und darin tunken wir ein Stück Ambascia, ein süßes Hefegebäck mit Rosinen, ein.
Pappsatt kann ich nur noch sagen: Eritreisch essen zu gehen ist ein Erlebnis für alle Sinne. Unbedingt probieren.
Info
Das Massawa hat rund um die Uhr geöffnet, Mittwoch ist Ruhetag.
Gerichte ab 9 Euro.
Ristorante Massawa
Via Montebello, 28
00185 Roma
Tel. 0039 – 6 – 481 7666
mob. 0039 – 340 3230035
www.massawa.it
Fotos: Silvia Cavallucci
Schreibe einen Kommentar