Von Bikebelts und Amore

Eigentlich wollte Petra „in Freiburg sterben“. Doch dann ist ihr die Liebe dazwischen gekommen und sie ist nach Italien gezogen. In Rieti fertigt sie nun Gürtel aus gebrauchten Fahrradreifen an, die sie unter anderem in Rom verkauft. Wie es ist, in Italien zu leben und warum ihre Begeisterung nachgelassen hat.

 

Pepebelts von Petra.
Runde Sache: Petra macht Gürtel aus Fahrradreifen.

 

Petra, du hast 14 Jahre in Freiburg gelebt. Du hattest einen Job, viele Freunde und wolltest dort für immer bleiben. Was ist dazwischengekommen?

Die Liebe zu einem Italiener. Marco und ich haben uns auf Elba kennengelernt, ich hatte gerade den höchsten Berg bestiegen, er kam von einem Mountainbike-Rennen zurück. Wir trafen uns an seinem letzten Abend, am nächsten Tag fuhr er zurück nach Rieti. Als er dort war, rief er mich gleich an und fragte, ob ich ihn nicht besuchen wolle. Ich habe noch etwas gezögert, bin aber dann nach Rom gefahren, wo er mich abgeholt hat. Wir haben in Rieti dann vier wunderbare Tage im Regen verbracht. Er hat mich erobert, das hat mir gefallen.

 

Du hast damals kein italienisch gesprochen. Wie habt ihr euch unterhalten?

Wir haben Englisch gesprochen. Als ich nach einem Jahr zu ihm gezogen bin, habe ich eine italienische Sprachschule besucht, aber nach zwei Jahren konnte ich immer noch keinen vernünftigen Satz sprechen. Ich musste in der Schule ständig nur Verben konjungieren und hatte überhaupt keine Praxis. Ich wollte das ändern und habe angefangen mit Marco italienisch zu sprechen, dann habe ich ein Inserat geschaltet, dass ich einen Job suche. Leider riefen lauter Männer an, die eine Deutsche kennenlernen wollten, aber dann meldete sich noch eine Freundin, deren Vater ich dann betreut habe. Da wurde ich gezwungen, italienisch zu sprechen.

 

Du stellst Gürtel aus gebrauchten Fahrradreifen her und verkaufst sie unter anderem in Rom auf Märkten. Wie bist du auf die Idee gekommen, aus alten Reifen Gürtel zu machen?

Ich habe das irgendwo gesehen und dann angefangen, selbst welche herzustellen. Das hat allen Leuten gut gefallen, da dachte ich, ich mache weiter. Die ersten Reifen für die Gürtel bekam ich von Marcos Mountainbike-Club. Zuerst verkaufte ich nur schwarze oder rot-schwarze Gürtel, in der Originalfarbe der Reifen. Jetzt male ich die Reifen auch farbig an.

Es war nicht einfach Reifen zu finden, denn in Rieti fährt niemand Rad. Mittlerweile nehme ich die Reifen in Freiburg mit, wenn ich dort bin und fahre nach Rieti zurück mit alten Fahrradreifen im Kofferraum.

 

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Das heißt, mein Gürtel, den ich gekauft habe, könnte ein alter Reifen aus Freiburg sein.

Das ist sehr wahrscheinlich. Das ist wohl ein bisschen wie Eulen nach Athen zu tragen.

 

Sind deine Kunden Radfahrer?

Die Gürtel werden in Italien weniger von Radlern gekauft, es sind eher Modebewusste, die sich dafür interessieren. In Freiburg, wo ich die Gürtel auch verkaufe, sind es aber auch die Radfahrer.

 

Wo kann man die Gürtel kaufen?

Ich verkaufe die Gürtel in Rom auf dem Mercatomonti und manchmal auch auf anderen Märkten. Auf meiner Facebook-Seite schreibe ich, wann wir wo sind.

In Freiburg bekommt man die Gürtel im Fahrradladen Pedal+ in der Günterstalstraße.

 

Du lebst seit sieben Jahren in Italien. Am Anfang warst du sehr glücklich mit deiner Entscheidung, das hat sich geändert.

Bis vor einem Jahr ging es mir sehr gut. Ich habe viel unternommen, bin Rad gefahren und war zufrieden. Im letzten Jahr hat meine Begeisterung allerdings erheblich nachgelassen. Ich habe zum Beispiel kaum soziale Kontakte, es ist sehr schwierig, in Rieti Frauen kennenzulernen. Frauen gehen nicht alleine aus, das macht man nicht. Abgesehen davon gibt es auch keine Plätze, wohin man gehen könnte. Ich telefoniere deshalb sehr viel mit meinen Freundinnen in Freiburg.

Bei den Italienern vermisse ich auch zunehmend die Verbindlichkeit. Selbst beim Einkaufen meiner Werkzeuge werde ich von Woche zu Woche vertröstet. Ich bin immer wieder enttäuscht, wenn etwas Zugesagtes nicht klappt. Daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen.

Man spürt auch zunehmend die Krise in Italien. Leute werden entlassen, in Rieti machen alle Geschäfte zu, das Industriegebiet ist ein Friedhof. Viele versorgen sich selbst, viele wollen auswandern.

 

Du hast schon etwas geändert und gibst nun auch Unterricht.

Ja, ich unterrichte jetzt deutsch, das macht mir großen Spaß. Ich unterrichte einen jungen Mann, nach dem ersten Mal kam auch seine Mutter mit. Wir machen viel Konversation, ganz anders als ich das hier in der Sprachschule erlebt habe.

 

Auch wenn du in Rieti wohnst, bist du regelmäßig in Rom. Was muss man in Rom denn unbedingt gesehen haben?

Mir gefällt der Charme von Trastevere. Da gehe ich immer mit Freunden hin, wenn sie zu Besuch kommen.

Info

Wer sich für Petras Gürtel interessiert findet alle Infos unter www.facebook.com/pepe.bikebelts

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Foto Petra: privat
Foto Gürtel: Silvia

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