7 Frauen, 1 Buch, 30 Plätze. ApeROMA heißt ein neuer Führer, der zeigt, wo man in Rom stilvoll (und meist über den Dächern) einen „Aperitivo machen“ kann. Wie das Buch entstand, welches ihre persönlichen Lieblingsplätze sind und wie man einen richtigen Aperitivo à la romana macht, verraten zwei von ihnen – beim Aperitivo natürlich.
Andrea und Martina sind zwei deutsche Frauen, die viel mit Rom verbindet. Andrea hat 23 Jahre dort gelebt, Martina unterrichtet bis heute an der römischen Uni. 2015 haben sie ApeROMA, einen Aperitivo-Führer für Rom herausgebracht, den es in deutsch, italienisch, französisch und englisch gibt – so international wie die Autorinnen eben.
Andrea, Martina, Ihr habt gemeinsam mit weiteren fünf Freundinnen eine Aperitivo-Führer für Rom gemacht. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?
Martina: Wir sind alles Mütter von Jungs, die etwa im gleichen Alter sind, die alle gemeinsam in die Schweizer Schule in Rom gingen. Zu Beginn haben wir, nachdem die Jungs in der Schule abgegeben waren, immer noch gemeinsam einen Cappuccino getrunken. Irgendwann wollten die Jungs keine Begleitung mehr, deshalb haben wir beschlossen, uns regelmäßig auf einen Aperitivo zu treffen.
Als eine Freundin, Cristina Rigano, meinen Geburtstag auf einer Dachterrasse mit Aperitivo und Häppchen organisierte, fanden wir das so toll, über den Kuppeln der Stadt zu sitzen, dass wir sagten, wir müssen das aufschreiben für unsere Freunde.
Andrea: Als Martina die Idee hatte, alle Dachterrassen in einem Buch zu veröffentlichten, hielten wir das am Anfang für eine Schnapsidee, aber wir waren auch gleich begeistert.
Martina: Für uns war es selbst etwas Neues, Rom von oben zu entdecken und zu erfahren, dass die Dachterrassen der Hotels auch für Nicht-Hotelgäste offen waren.
Ihr stellt 30 Plätze vor. Warum habt ihr genau diese Plätze für euer Buch ausgewählt?
Martina: Insgesamt haben wir 60 verschiedene Plätze besucht, nicht immer zu siebt, als klar war, dass wir das Buch machen, auch mal alleine. Wichtige Kritierien für uns waren, dass der Platz schön gelegen ist, ein schönes Panorama, angenehmes Personal und gute Cocktails hat, dass die Toilette sauber ist, dass der Platz auch etwas für Touristen ist
… gerade der letzte Punkt war interessant, denn für uns Deutsche ist ein tolles Ambiente wichtig, die italienischen Frauen sagten aber, dass die Qualität des Essens stimmen muss.
Die Römer lieben es, einen „Aperitivo zu machen“, also einen Cocktail zu trinken und ein paar Häppchen dazu zu essen. Was ist das Besondere daran?
Martina: Der Aperotrend kam etwa 2010 mit der Aperol-Werbung aus Norden von Mailand und Bologna nach Rom. Früher hat man vor dem Abendessen einen Martini getrunken, heute verbindet man den Aperitivo mit dem Abendessen und kann quasi ein „Aperocena“ machen.
Für manche junge Leute ist der Aperitivo in der Zeit der Krise schon auch ein Abendessen-Ersatz, für viele andere ist es eine gute Gelegenheit sich mit Freunden oder Bekannten zu treffen. Sie sagen, es ist „meno impegnativo“, weniger verpflichtend als ein Abendessen, aber dauert doch länger, als wenn man sich nur am Tresen auf einen Café trifft.
Wie macht man den Aperitivo richtig?
Martina: Los geht es zwischen 18 und 19 Uhr, die Dachterrassen der Hotels öffnen schon gegen 17 Uhr. In Italien geht man ja nicht vor 21 Uhr zum Abendessen. Im Führer kann man nachlesen, ob im Komplettpreis ein Buffet enthalten ist oder eben nur kleine Häppchen wie Chips und Oliven. Es gibt einige Plätze, die bewusst kein Buffet anbieten, da kann man sich dann einen Teller mit Prosciutto und Käse dazu bestellen.
Aber auch wenn es ein Buffet gibt, sollte man sich nicht zwei oder dreimal etwas holen, sondern pro Getränk einen Teller.
Kann ein Tourist in normaler Kleidung in die schicken Hotelbars gehen?
Martina: Man muss sich nicht schick machen, man kann aber. Mit Birkenstock und kurzen Hosen empfiehlt es sich auch nicht unbedingt in die Hotels zu gehen. Wichtig bei den Hotelterrassen ist, dass man beim Betreten des Hotels sagt, dass man gerne auf die Dachterrasse gehen möchte. Alle Hotels haben ihre Bar auch für Nicht-Hotelgäste geöffnet.
Alle 30 Plätze in eurem Buch machen Lust auf einen Besuch. Welches sind denn eure Lieblings-Apero-Plätze?
Martina: Im Hotel Mecenate fühle ich mich Zuhause, das ist mein Stammlokal. Für den Winter empfehle ich das etabli, da kann man am Kamin zusammen sitzen.
Andrea: Ich mag das Hotel Forum und das Hotel Raphaël. Ins Raphaël gehen die VIPS, einmal saßen wir dort auf dem Platz, auf dem sonst immer ein amerikanischer Schauspieler sitzt.
Der meistgetrunkene Aperitivo ist nach wie vor Aperol-Spritz.
Ja, aber auch einen Bellini oder einen Prosecco trinken die Römer gerne, der Hugo kommt erst jetzt so langsam. Beim Spritz gibt es Varianten wie zum Beispiel den Campari-Spritz. Wer einen Aperol-Spritz möchte, sollte das dazusagen. In Rom trinkt man den Aperol-Spritz mit Prosecco, in Vendig mit Weißwein.
Ihr kennt in Rom natürlich nicht nur die Apero-Bars … Welchen Tipp würdet ihr eurer besten Freundin für einen Rom-Besuch geben?
Martina: Ich würde ihr auf jeden Fall raten, einen Sonnenuntergang auf einer Dachterrasse anzuschauen und morgens um halb acht auf der Piazza del Pantheon einen Cappuccino zu trinken. Außerdem einmal auf der Via Appia Antica joggen zu gehen …
Andrea: Ich finde es toll, den Markt auf der Piazza Vittorio zu besuchen. Der ist nicht touristisch, vielfältig und ein Besuch macht einfach Spaß. Außerdem würde ich ihr die Piazza Mincio im Viertel Coppede empfehlen und das Magazzino Arte Moderna – MAM.
Info
Erschienen ist ApeROMA 2015 beim Herder Verlag, bestellen ist möglich über amazon oder den Herder Verlag.
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Foto: Silvia, Cover ApeROMA